EAA AirVenture, Oshkosh, Wisconsin, 25. Juli 2022 – Die Kodiak 900, eine vergrößerte Version des robusten Arbeitsflugzeugs Kodiak 100, feierte heute auf der AirVenture in Oshkosh ihre Weltpremiere. Damit ergänzt Hersteller Daher seine Flugzeugpalette einmotoriger Turboprop-Maschinen TBM 910 und TBM 960 um ein weiteres Modell.
Die Kodiak 900 ist eine Weiterentwicklung der Kodiak 100 und hat als STOL-Mehrzweckflugzeug (Short Take Off and Landing) deren herausragende Eigenschaften übernommen. Sie verfügt allerdings über einen um fast einen Meter längeren Rumpf, der eine geräumigere Kabine bietet – und über eine höhere Leistung mit einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 210 Knoten und einer Reichweite von 1.129 Meilen.
Die aerodynamisch überarbeitete Kodiak 900 verbraucht neun Prozent weniger Treibstoff (spezifischer Verbrauch) als vergleichbare Modelle, was die Kosten pro Sitzplatzkilometer und die direkten Betriebskosten für kommerzielle Betreiber senkt.
Die Zulassung der Kodiak 900 durch die US-amerikanische Federal Aviation Administration erfolgte am 20. Juli. Die Auslieferung beginnt 2023. Gefertigt werden die Kodiak 900 sowie die Kodiak 100 in der neuesten Version der Serie III im Daher-Werk in Sandpoint (Idaho, USÁ).
„Die heutige feierliche Präsentation der Kodiak 900 unterstreicht das feste Engagement von Daher für die ständige Weiterentwicklung seiner Flugzeugpalette,“ erklärte Didier Kayat, CEO von Daher, und fügte hinzu: „Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Einführung des neuesten Mitglieds der TBM-Familie, der TBM 960, vor gerade einmal drei Monaten erfolgte.“
Der verlängerte Rumpf der Kodiak 900 bietet insgesamt 20% mehr Kabinenvolumen und verfügt über eine völlig neue Innenausstattung, die die Kompetenz von Daher bei der Gestaltung anspruchsvoller und luxuriöser Innenausstattungen für die TBM-Flugzeugfamilie mit dem robusten Erbe der Kodiak-Arbeitsflugzeuge verbindet, um eine vielseitig nutzbare und gut ausgestattete Kabine zu schaffen.
Mit den neuen multivariablen Passagiersitzen „Summit+“ erfüllt die Kodiak 900 die Anforderungen eines breiten Spektrums an Nutzer- und Aufgabenprofilen. Der Innenraum kann entweder in einer „Club“-Anordnung mit zwei Lounges mit jeweils 4 sich gegenüberliegenden Sitzen oder mit allen Sitzen nach vorne gerichtet gestaltet werden. Die „Summit+“-Sitze – die auch für die Kodiak 100 erhältlich sind – können bei Bedarf, etwa für den Transport von Kleinfracht oder sperriger Ausrüstung, vom Flugzeugbetreiber ausgebaut werden. In den Seitenwänden finden die Passagiere USB-A- und USB-C-Anschlüsse, eine LEMO-Buchse für Kopfhörer sowie Getränkehalter und eine Handyhalterung – alles für jeden Sitz.
Die Sitze sind mit Griffen ausgestattet, die es auch einer einzelnen Person ermöglichen, sie in den Bodenschienen zu positionieren oder sie sogar vollständig auszubauen, ohne dass dafür Werkzeug oder Spezialwerkzeug benötigt würde. Jeder Sitz ist in der Neigung verstellbar und verfügt über zwei Armlehnen und eine Kopfstütze mit Verstärkung und Polsterung, die auch bei längeren Flügen für Komfort sorgen.
Die Kabine ist ebenso flexibel nutzbar wie die der Kodiak 100. Mehrere Verzurrnetze sichern die unterschiedlichsten Ladungen. Die Transportkapazität und die drei Zugangstüren ermöglichen es, bei Bedarf die gesamte Kabine für Fracht zu nutzen.
Für die Standardinnenausstattung der Kodiak 900 wurde eine neue Farbpalette eingeführt. Die Sitze sind auch in Schwarz erhältlich, während der langlebige und wetterfeste schwarze Teppichboden überall verlegt wurde. An den Seitenwänden, der Dachverkleidung und der Rückwand findet sich das aus der Kodiak 100 bewährte und beliebte Verbundmaterial wieder. Dies sorgt für einen akustischen Komfort, der die drucklose Kabine der Kodiak 900 zu einer der leisesten in einem Flugzeug dieser Klasse macht.
Einer der sichtbarsten Unterschiede in der Fahrgastzelle der Kodiak 900 sind die zwei fünften Seitenfenster, die für mehr Helligkeit und ein besseres Raumgefühl in der Kabine sorgen.
Die vergrößerte Zelle wurde so gestaltet, dass sie die bewährt-robusten Eigenschaften der bisherigen Kodiaks bewahrt, bei gleichzeitiger Verringerung des aerodynamischen Luftwiderstands – mit Änderungen wie dem Ersatz der äußeren Trittstufe durch eine klappbare Leiter, der Integration des Bauchgepäckraums sowie zusätzlichen Leitblechen an den Klappen und schließlich den Radverkleidungen des Fahrwerks. Auch die Luftströme wurden optimiert durch eine Neugestaltung der Ein- und Auslässe, um nur einen geringen Luftwiderstand zu erzeugen.
Die Radverkleidungen, ein markanter optischer Unterschied zur Kodiak 100, wurden als Sekundärstrukturen nach den strengen Standards der FAA zertifiziert und denselben strengen Analysen und Tests unterzogen wie alle übrigen Flugzeugkomponenten. Die Radverkleidungen sind robust konstruiert und sollen Landungen auch auf unpräparierten Pisten ermöglichen und sogar als Trittbretter für den Flugvorbereitungsbetrieb oder das Betanken am zentralen Tankeinlass dienen.
Seitliche Klappen erleichtern den Zugang zu den Reifenventilen und die Kontrolle der Räder, so dass die Verkleidungen bei Inspektionen oder zur Wartung von Bremsen und Reifen nicht abgenommen werden müssen. Das Entfernen und Wiederanbringen der Radverkleidungen gehört zu den Servicefunktionen, die von PilotInnen ausgeführt werden können, was sicherstellt, dass Besitzer oder Betreiber dies nicht ins Wartungsheft eintragen müssen.
Da der Rumpf der Kodiak 900 höher über dem Boden liegt als der der Kodiak 100, wurde die hintere Tür mit zusätzlichen Stufen versehen, um das Einsteigen von Passagieren oder das Beladen mit Fracht zu erleichtern. Außerdem wurde ein Griff an der Tür angebracht, um sie besser bedienen zu können. Diese Tür behält das einzigartige Klappendesign der Kodiak 100 bei, das von den Nutzern zum Be- und Entladen von Frachtpaletten oder Tragen für MEDEVAC-Patienten geschätzt wird.
Bezüglich der Wartung gilt das vierjährige Programm „Kodiak Care“ von Daher auch für die Kodiak 900. Es umfasst die planmäßige Wartung des Flugzeugs bis zu einer Gesamtflugdauer von 1.000 Stunden oder bis zur vierten Jahresinspektion.
Die Kodiak 900 wird von dem 900 PS starken Turboprop-Triebwerk Pratt & Whitney Canada PT6A-140A angetrieben, das für Nutzflugzeuge entwickelt und für schwierige und anspruchsvolle Betriebsbedingungen optimiert wurde. Seine Vollaluminium-Getriebegehäuse weisen eine höhere Korrosionsbeständigkeit auf, und der Motor bietet die beste Leistung bei heißem Wetter und hohen Temperaturen in seiner Klasse. Das PT6A-140A ist Teil der PT6A-140-Serie der nächsten Generation von Turboprop-Triebwerken von Pratt & Whitney Canada, deren in Betrieb befindliche Flotte bereits mehr als zwei Millionen Flugstunden absolviert hat.
Die neue Turbine ist mit einem neuen fünfblättrigen Propeller von Hartzell aus Verbundwerkstoff – mit konstanter Drehzahl, voller Federung und hydraulischer Steuerung – kombiniert. Die Konstruktion und die niedrige Drehzahl von nur 1.900 U/min tragen zum niedrigen Lärmpegel von 79,5 dB bei, wodurch das Flugzeug auch bei restriktiven Schallschutzauflagen eingesetzt werden kann.
Im Motorraum der Kodiak 900 wurden viele Komponenten überarbeitet, um die Schlüsselfunktionen der Kodiak 100 beizubehalten. Das Luftansaugsystem wurde für niedrige Starttemperaturen optimiert, die mehrere Starts des Batteriemotors pro Stunde ermöglichen – eine Anforderung für Kunden, die ihre Flugzeuge in knappen Zyklen fliegen, wie Fallschirmspringerzentren oder die Anbieter kommerzieller Kurzstreckenflüge. Neue additive Fertigungsverfahren (3D-Druck) kommen bei der Herstellung der Lichtmaschinen-Kühlverkleidung und einiger der Auslasskanäle der Motorhaube zum Einsatz, wodurch insgesamt Komplexität und Gewicht verringert werden konnten.
Für Spezialmissionen wurde das einfache und robuste Design der Kodiak 100, ihre bewährte Stabilität und ihre Manövriereigenschaften beibehalten, aber mit dem größeren Kabinenvolumen der Kodiak 900, ihrer höheren Geschwindigkeit, ihrem schnelleren Steigflug und ihrem schnelleren Erreichen der Flughöhe noch weiter verbessert. Zu den Vorteilen bei kritischen Missionen gehören die Standby-Zeit von über neun Stunden, die Langsamflug-Eigenschaften und die Fähigkeit, eine Geschwindigkeit von 210 Knoten zu erreichen.
Bei ISR-Operationen (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance für Erkundungs-, Überwachungs- und Aufklärungsflüge) erfüllen der 300-Ampere-Starter/Generator und die 60-Ampere-Lichtmaschine der Kodiak 900 den hohen Strombedarf der Missionssysteme, und das Flugzeug lässt sich auch leicht an modernste Ausrüstungsanforderungen anpassen. So kann es ein ganzes Team von Spezialisten mit den niedrigen Vibrationswerten eines Turboprop-Flugzeugs transportieren.
Die bewährten Fähigkeiten der Kodiak 100 als Unterstützungsflugzeug für Feuerwehreinsätze werden durch die Betriebsleistung der Kodiak 900 in Bezug auf Steigzeit und Reisegeschwindigkeit weiter verbessert. Für staatliche Einsätze ist die Mehrzweckfähigkeit der Kodiak 900 mit ihrem größeren Kabinenvolumen und wandelbaren Innenraum noch optimaler. Als Rettungsflieger und für MEDEVAC-Einsätze bietet die größere Kabine Platz für zwei Tragen, und ihre schnellere Geschwindigkeit ist lebenswichtig bei zeitkritischen Einsätzen.
Die erhöhte Kabinenkapazität und die robuste Fahrgastzelle der Kodiak 900 machen die neue Turboprop-Maschine zu einer idealen Plattform für Frachtflüge, die eine optimale Kombination aus Geschwindigkeit, Nutzlast und Reichweite erfordern.
Die Entwicklung der Kodiak 900 begann im Jahr 2016. Bisher wurden drei Testmodelle gefertigt: eine statische Testzelle für Strukturtests, ein fliegender Prototyp für Flugtests und das erste Serienflugzeug, das die Anforderungen der FAA für Funktions- und Zuverlässigkeitstests erfüllt. Der Jungfernflug der Kodiak 900 fand am 28. Februar 2020 statt. Das Testprogramm erstreckte sich über 600 Flugstunden und mehr als 800 Stunden am Boden und wurde von der gesamten Testflotte absolviert.